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Rezension Jerusalem Quartet – The Yiddish Cabaret

Lebenslust und Galgenhumor

Das Jerusalem Quartet fegt auf seinem Album „The Yiddish Cabaret“ lebensfroh über Leid und Selbstmitleid hinweg.

vonRoland H. Dippel,

Sie wechselten gern ihre Künstlerposen: Korngold entdeckte nach dem Erfolg seiner psychologischen Musikdramen mit Freude die Operette, und Schulhoff war schon früh ein provozierender Akteur der erstarkenden Moderne. Beide komponierten auch Streichquartette, von denen das Jerusalem Quartet den Staub allzu ernster Bedeutungslast kräftig wegpustet und sie dann mit auftrumpfendem Musikantentum gegen den spätromantischen Strich bürstet. Wie zeitlos diese Werke sind, bringen die erst 2018 vollendeten fünf jiddischen Lieder von Leonid Desyatnikov hervor. Egal ob Heimweh nach der jüdischen Metropole Warschau, Liebessehnsucht oder die vielleicht sogar ernst gemeinten Besserungsbekundungen eines Diebs: Lebensfroh fegen die Nummern in „The Yiddish Cabaret“ über Leid und Selbstmitleid hinweg. Das klingt, als säße man auf einer Wippe zwischen Lebenslust und Galgenhumor. Diese Exaltation ist ansteckend und wirkt befreiend.

Jerusalem Quartet © Felix Broede
Jerusalem Quartet © Felix Broede

The Yiddish Cabaret
Schulhoff: 5 Stücke für Streichquartett
Korngold: Streichquartett Nr. 2 op. 26
Desyatnikov: 5 Stücke für Sopran & Streichquartett

Jerusalem Quartet, Hila Baggio (Sopran)
harmonia mundi

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