Startseite » Rezensionen » Bernsteins Vermächtnis

CD-Rezension Leonard Bernstein – Complete Recordings

Bernsteins Vermächtnis

Diese beachtliche Edition mit nahezu sämtlichen Werken Leonard Bernstein dokumentiert, wie vital und zeitlos seine Kompositionen klingen

vonChristina Schnauß,

Das Werk des künstlerisch umtriebigen Bernstein wäre wohl ohne sein vielseitiges Wirken als Dirigent, als begnadeter Musikvermittler und „politischer Musiker“ nicht denkbar gewesen: So befasst er sich in seinen drei Sinfonien mit der (eigenen) Glaubenskrise im 20. Jahrhundert – seine dritte Sinfonie „Kaddish“ widmete er dem im November 1963 ermordeten Präsidenten John F. Kennedy.

Der Hörer bekommt mit den vorliegenden Kompositionen Bernsteins ein Repertoire im klassischen Sinne geboten: Er komponierte neben seinen Sinfonien auch Messen, Chor- und Kammermusik sowie Bühnenwerke. Die Edition konzentriert sich auf die Werke, die noch zu Lebzeiten des Komponisten veröffentlicht wurden. Darunter befinden sich viele Aufnahmen, die Bernstein selbst dirigiert hat, aber auch extra für die Edition eingespielte Aufnahmen sind vertreten. Dazu zählen das groß angelegte Werk „Mass“ mit dem Philadelphia Orchestra unter der Leitung von Yannick Nézet-Séguin und Werke für Blechbläserensembles mit Mitgliedern des Royal Philharmonic Orchestra.

Einblicke in das Leben des so vielseitigen wie genialen Musikers

Bernstein, der sich selbst immer wieder als Rabbi bezeichnete, hat gern Musik und Sprache miteinander verknüpft, wie es unter anderem in seinen Sinfonien der Fall ist. In „La Bonne Cuisine“ hat Bernstein sich von Rezepten aus einem französischen Kochbuch inspirieren lassen. Dieser Zyklus für Stimme und Klavier wird übrigens sehr delikat vorgetragen von der Mezzosopranistin Roberta Alexander. Es ist mitunter sehr lobenswert, dass mit Bernsteins Liedern auch ein weniger bekannter Teil seines Œuvres berücksichtigt wurde.

Zu den vielen Höhepunkten des hier eingespielten Schaffens gehören der Klagegesang aus seiner ersten Sinfonie „Jeremiah“ mit Christa Ludwig, die Aufnahme der „West Side Story“ mit José Carreras und Kiri Te Kanawa sowie die einzige Version der Operette „Candide“ (1989), die mit Bernstein am Dirigentenpult aufgezeichnet wurde (enthalten als CD und DVD). Die Aufnahmen der „West Side Story“ liegen auch filmisch dokumentiert als „The Making of West Side Story“ auf DVD vor. Für einen weiteren Bernstein’schen Hochgenuss sorgt die Dokumentation „The Gift of Music“, die persönliche Einblicke in das Leben des so vielseitigen wie genialen Musikers gewährt.

Ergänzt wird das wertvolle, klingende Monument durch ein 140-seitiges Booklet mit Informationen zu den Werken, Essays und Fotografien Bernsteins.

Bernstein: Complete Works

Gidon Kremer (Violine), Christa Ludwig (Gesang), New York Philharmonic, Israel Philharmonic Orchestra, London Symphony Orchestra, Kent Nagano und Leonard Bernstein (Leitung) u. a.
Deutsche Grammophon (26 CDs & 3 DVDs)

Auch interessant

Rezensionen

Aktuelle Rezensionen

  • Dirigierte 2000 zum ersten Mal die Sächsische Staatskapelle Dresden: Daniele Gatti
    Interview Daniele Gatti

    „Es gibt nichts Vergleichbares“

    Der italienische Dirigent Daniele Gatti übernimmt ab der nächsten Spielzeit den Chefposten bei der Sächsischen Staatskapelle Dresden.

Anzeige

Audio der Woche

A Day with Suzanne – A Tribute to Leonard Cohen

Zeitlose französische Chansons der Renaissance treffen auf legendäre Songs von Leonard Cohen, interpretiert vom Ensemble Phoenix Munich unter der Leitung von Joel Frederiksen.

Newsletter

Jeden Donnerstag in Ihrem Postfach: frische Klassik!

Klassik in Ihrer Stadt