Mittlerweile sind die Experten der historischen Aufführungspraxis längst im Zeitraum um das Jahr 1900 angekommen. Tatsächlich haben sich viele Instrumente auch im Verlauf des 20. Jahrhunderts noch weiterentwickelt. Deshalb leiteten natürlich auch Maurice Ravel spezifische Instrumentalklänge seiner Zeit. Diesem „Originalklang“ Ravels sind Les Siècles und François-Xavier Roth auf der Spur und spielen mit alten Instrumenten aus der Epoche des Komponisten. Das Ergebnis: duftig, federnd, blumig, mit teils schärferen Konturen als gewohnt, gerade in den Blechbläsern. Letztlich also ein Zugewinn an Spannkraft und Farbnuancen. Es funkelt mehr, auch wenn es bei den Tutti-Passagen mitunter recht körnig wird. Insgesamt geraten die vollständige Ballettmusik von „Ma mère l’oye“, die neoklassizistische Suite „Le tombeau de Couperin“ und die frühe Ouvertüre „Shéhérazade“ zu suggestiven musikalischen Panoramen, mit verführerischen Ausflügen in Exotismus und Historismus.
Ravel: Ma mère l’oye, Le tombeau de Couperin & Shéhérazade
Les Siècles, François-Xavier Roth (Leitung)
harmonia mundi