Wenn Lise Davidsen Lieder ihres Landsmanns Grieg singt, hat das eine flutende Theatralik wie ihre Bühnenauftritte. Auch in der intimen Gattung wird man gepackt von ihrer vokalen Präsenz, die sie in kurzer Zeit zu einer der gefragtesten Sängerinnen im fast hochdramatischen Fach machte. Sogar in Griegs Liedern hört man das fast einem Naturereignis gleichkommende Jubeln des offenbar nie an Konditionsgrenzen geratenden Soprans. Erstaunlicherweise steht diese Fülle nicht in Widerspruch zu den feinen Nuancen von Griegs Liedern der naturverbundenen Außenseiterin Veslemøy in dem oft mit „Die schöne Müllerin“ und „Dichterliebe“ verglichenen Zyklus „Haugtussa“. Leif Ove Andsnes ist ein glutvoller und dabei immer transparenter Partner, der wie Lise Davidsen vor dem Umschlagen in extrovertierten Bombast die Reißleine zieht. Zum weiteren Höhepunkt des Albums wird die Gruppe deutschsprachiger Lieder op. 48.
Grieg: Lieder
Lise Davidsen (Sopran), Leif Ove Andsnes (Klavier)
Decca