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CD-Rezension Liza Ferschtman

Klassisches Konzeptalbum

Liza Ferschtman möchte auf ihrer Violine Geschichten erzählen und Zusammenhänge verdeutlichen – wie auf dieser CD

vonChristoph Forsthoff,

Natürlich machen sich vier Komponisten mit demselben Anfangsbuchstaben stets hübsch für ein Spiel mit Alliterationen. Doch im Falle der Werkauswahl Liza Ferschtmans reicht der Bezug weit über das Buchstaben-Vergnügen hinaus: Stellt die Niederländerin doch auf ihrer Solo-CD zwei Werke des Barock zwei Stücken des 20. Jahrhunderts gegenüber – wobei letztere ihren unmittelbaren Bezug zu Bachs d-Moll-Partita nicht leugnen. Denn sowohl Bartók in seiner Sonate Sz. 117 als auch Berio in seiner Sequenza VIII knüpfen ganz konkret an die berühmte Chaconne des Altmeisters an. Und trotzdem ist solch ein „Konzeptalbum“ für Solo-Violine unter Marketings-Gesichtspunkten alles andere als ein Selbstgänger, selbst wenn frau bereits mit fast allen großen Dirigenten und Orchestern musiziert hat … Indes, das Ergebnis lässt aufhorchen: Angefangen von dem glasklar, (fast) ohne jegliches Vibrato musizierten Bach-Klassiker über die Schutzengel-Passacaglia Bibers, in der sich Ferschtman trotz vieler draufgängerischer Bizarrerien nicht einen Moment lang aus der (Bass-)Ruhe bringen lässt – ein Bravourstück! Doch auch in der Moderne weiß sie zu überzeugen, wenn sich ihre virtuos geführte Stradivari in Bartóks spätem Werk scheinbar in einen regelrechten Wettlauf mit sich selbst durch die extremen Lagen begibt oder die Geigerin in den Ballungen Berios kräftig „zuzupacken“ weiß. Ohne darüber ihren eigentlichen Ansatz zu verlieren, nämlich diese Sequenza wie eine barocke Toccata zu spielen – und damit ihre Idee eines Konzeptalbums auch über die bloße Theorie hinaus Wirklichkeit werden zu lassen.

Biber: Passacaglia „Der Schutzengel“
Bartók: Sonate Sz. 117
Berio: Sequenza VIII
Bach: Partita No. 2

Liza Ferschtman (Violine)
Challenge Classics

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