Dank findiger Forscher und des unermesslichen Reichtums der Alten Musik werden immer wieder neue respektive neuentdeckte Schätze gehoben. Nicht immer sind es Werke vergessener Komponisten, wie die eben erschienene Weltersteinspielung von Kantaten Alessandro Scarlattis beweist. Philippe Grisvard, französischer Cembalist, der unter anderem an der Schola Cantorum Basiliensis studierte und als Experte für historische Tasteninstrumente gilt, hat sich intensiv mit Scarlattis Kantaten beschäftigt – und in der Mezzosopranistin Lucile Richardot eine wunderbare Partnerin für das gemeinsame Projekt gefunden. Mit ihrer schön timbrierten Stimme und subtil-einfühlsamer Gestaltung haucht sie den Kammerkantaten, quasi Salon-Ersatz für die Oper, die der Vatikan in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf den Index gesetzt hatte, Leben ein. Wo eine Cecilia Bartoli diese mit wildem Feuer interpretieren würde, geht Richardot die Sache mit französischer Eleganz und Delikatesse an. Eine Geschmacksfrage, was man bevorzugt.
A. Scarlatti: Cantate de camera
Lucile Richardot (Mezzosopran), Philippe Grisvard (Cembalo)
Audax