Immer wieder zaubert er Repertoire aus dem Hut, das man mit seinem Namen nicht unbedingt in Verbindung bringen würde. Nach schwersten romantischen Turmgebilden entdeckt Marc-André Hamelin mehr und mehr die Klassiker – bevorzugt solche, die es im heutigen Konzertleben schwer haben. Haydns Sonaten etwa, oder wie in diesem Fall Klavierwerke von Carl Philipp Emanuel Bach, Sonaten, Variationen und Einzelstücke wie der „Abschied von meinem Silbermannischen Claviere“. Wo Hamelin bei Haydn öfters überdreht, waltet hier Ausgeglichenheit. Mit glasklarem, exzellent perlendem Anschlag, mit sparsamer Pedalisierung und überraschenden Wendungen verleiht er dieser Musik eine beredte Lebendigkeit. Hamelin bearbeitet den Flügel, als sei es ein historisches Instrument. Doch wirken die vielen kurzen Töne nie spröde, auch dank der Aufnahmetechnik. Verzierungen sind Ausdruck einer kommunikativen Erzählweise.
C. Ph. E. Bach: Klaviersonaten und Rondos
Marc-André Hamelin (Klavier)
Hyperion