In der Neuerscheinung zu ihrem 150-jährigen Jubiläum befassen sich die Dresdner Philharmonie und Marek Janowski mit einem Komponisten, der für ihren Wagner– und Moderne-erfahrenen Chefdirigenten so neu ist wie für das Orchester. Das Kurzdrama über einen Eifersuchtsmord auf einem Schleppkahn wird zur impressionistischen Reinzeichnung. In dieser zeigen die Figuren viel unausgesprochenes Verständnis füreinander, welches Verdruss und Elend übertüncht. Es hat herausragende Klasse, wie Puccinis koloristische Klangbrisen aus dem Pariser Leben an der Seine wehen. Von den Sängern hört man mehr schwebende Kantilenen als vokale Boxkämpfe. Die Emotionen der liebeshungrigen Giorgetta für den viel älteren Michele sind noch nicht ganz verglüht. Puccini als subtiler Novellist: Wie bei Zola sind messerscharfe Beobachtungen über menschliche Begehrlichkeiten bitter, aber nicht grausam.
Puccini: Il tabarro
Melody Moore, Lester Lynch, Brian Jagde, Khanyiso Gwenxane, Roxana Constantinescu, Dresdner Philharmonie, Marek Janowski (Leitung)
Pentatone