Eine historische Aura liegt über dieser Einspielung, was vor allem an dem Steingraeber-Flügel liegt, der nicht nur im Diskant deutlich weicher als die üblichen Steinways klingt. Damit ist der Klang nicht nur näher an dem Klang der Pleyel-Flügel, die Chopin gespielt hat, sondern kommt auch Martin Stadtfeld entgegen, der eine Vorliebe für jene verhangenen Pastelltöne hat, die ihm dieses Instrument in vielerlei Abstufungen ermöglicht. Technisch sind Stadtfelds Möglichkeiten zwar begrenzt – virtuosen Stücken wie op. 25 Nr. 12 bleibt er einiges an Brillanz schuldig – dafür deckt er in den Etüden immer wieder an unerwarteten Stellen melancholische Wendungen auf, die man so noch nicht gehört hat. Seine „Improvisationen“ genannten Überleitungen zwischen den Etüden hätte er freilich besser weggelassen: das klingt oft mehr nach Tonsatzübung als dass es das Hörvergnügen steigern könnte.
Chopin+
Chopin: Etüden Nr. 1-24
Stadtfeld: Improvisationen Nr. 1-10
Martin Stadtfeld (Klavier)
Sony Classical