Schostakowitschs Sechste reißt mit. Michael Sanderling spitzt im gewaltigen ersten Satz den Klang düster zu, bleibt aber elastisch und vor allem ohne penetrante dynamische Extreme. Im Folgenden gelingt es ihm beispielhaft, die hintergründige, aus der Lebenssituation des Komponisten erklärbare Maskenhaftigkeit dieser Musik schlüssig vorzuführen. Das Allegro scheint ziellos, geradezu hüpfend daher zu kommen. Dennoch dominiert auch hier eine fast unheimliche, von den hohen, nicht selten schwirrenden Streichern dominierte Bedrohlichkeit. Dem dritten Satz schließlich reißen die Dresdner Philharmoniker am Ende brillant das Clownsgesicht herunter und entdecken eine um lächelnde Fassung bemühte Fratze verzerrter Wut. Beethovens Pastorale ereignet sich hingegen zwar sauber, aber ohne Innenspannung und extrem geheimnislos, was nach der fulminanten Einspielung des moderneren Werkes doppelt enttäuscht.
CD-Rezension Michael Sanderling
Beziehungslos
Trotz brillantem Schostakowitsch: der beabsichtigte Dialog zwischen den sechsten Sinfonien stellt sich nicht ein
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Michael Sanderling (geb. 1967) ist einer jener Künstler, dessen eigentliche Berufung sich erst später durchsetzt. Der heutige Dirigent der Dresdner Philharmonie startet seine Ausbildung als Cellist. In Ost-Berlin in einer Musikerfamilie aufgewachsen – die Mutter ist Kontrabassistin, der Vater Kurt Sanderling selbst…
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