Zu Lebzeiten berühmt, von der Nachwelt (fast) vergessen. Dieses Schicksal teilt der Altonaer Musikdirektor Felix Woyrsch (1860-1944) mit anderen Komponisten, die nach dem Ersten Weltkrieg im Goldrahmen der von ihnen behutsam erweiterten romantisch-klassizistischen Tonsprache blieben. Woyrschs letzte Sinfonien entstanden 1931 bzw. 1935, die Berliner Philharmoniker brachten seine fünfte zur Uraufführung. Der komponierende Autodiktat mit Vorliebe für nordische Sujets war als Chorleiter, Organist und Dirigent eine hochgeschätzte Persönlichkeit. Woyrsch setzte geschmeidige Modulationen und einige Kanten. Dabei war er getragen von unverhohlener Sehnsucht nach der Zeit, in der Brahms, Wagner und Reger widerspruchsfrei vergöttert wurden. Thomas Dorsch holt aus den sich durch Sprödigkeit einzelner Teile von den Vorbildern unterscheidenden Partituren und deren gewandter Feingliedrigkeit alle optimierenden Wirkungen.
Woyrsch: Sinfonien Nr. 4 & 5
NDR Radiophilharmonie, Thomas Dorsch (Leitung)
cpo