Paavo Järvi schreitet mit Siebenmeilenstiefeln durch seine zyklischen Projekte. In Zürich folgt auf Tschaikowsky und Bruckner nun Gustav Mahler. Damit schließt er beim Tonhalle-Orchester an die Zeit unter David Zinman an. Järvi setzt bei seiner neuen Aufnahme der Fünften auf Kontraste, auf Schärfe hier und ariose Linien dort. Verglichen mit seiner eigenen Darstellung mit dem hr-Sinfonieorchester stärkt Järvi jetzt die Ränder: Das Euphorische wirkt ausgelassener, die düsteren Passagen klingen verzweifelter. Die Härten im zweiten Satz werden oft beantwortet durch Phasen des Entrückten. Doch stehen diese Extreme einander nicht fremd gegenüber, sie gewinnen ihre Tiefe, weil Järvi die Gesamt-Architektur im Blick hat, wie etwa der Verlauf des Scherzos zeigt. Auf das vielatmende Adagietto folgt ein Finale, dessen „giocoso“-Charakter das Tonhalle-Orchester in unterschiedliche Richtungen flexibel deutet.

Mahler: Sinfonie Nr. 5
Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi (Leitung)
Alpha