Nach der überaus erfolgreichen Uraufführung von Das Lied aus den Wäldern soll Schostakowitsch lange geweint und sich hemmungslos betrunken haben. Paavo Järvi, das Estnische Nationalorchester und der hervorragende Chor führen die fast penetrante Klebrigkeit dieser handwerklich perfekten Komposition mit Kinderchor, Volks- und Arbeiterliederanspielungen schlüssig vor. Das wohlfeile Herrscherlob auf Stalin, zu dem Schostakowitsch wohl gezwungen war, um nicht verhungern zu müssen, ist allerdings nur zu ahnen, da die Texte im Booklet nicht abgedruckt sind. Die Hinrichtung des Stepan Razin hingegen stammt aus der Tauwetter-Zeit unter Chruschtschow. In das Schicksal eines antizaristischen Kosaken-Rebellen, die der Bassist Alexei Tanovitski mit nie nachlassender Energie plastisch erzählt, legt Schostakowitsch viel blanke Wut – und Paavo Järvi meißelt diese mit stampfenden Rhythmen fesselnd heraus.
CD-Rezension Paavo Järvi
Tarnkappe und blanke Wut
Plastisch musiziert: drei hierzulande unbekannte Kantaten von Schostakowitsch als Geschichte zum Anfassen
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Er hat den Rhythmus im Blut und ist in seinem Dirigierstil dennoch vielmehr eleganter Gentleman als Haudrauf: Paavo Järvi. Als Sohn einer Dirigentenfamilie – Vater Neeme, Onkel Vallo und Bruder Kristjän gehen derselben Berufung nach – und ursprünglich vom Schlagzeug kommend, hat…
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