Wer Schuberts späte Sinfonien dirigiert, sollte sich entscheiden: War der Meister des Kunstlieds nun ein später Wiener Klassiker oder antizipierte er schon die Spätromantik? Klanglich heißt das, entweder auf reichlich Beethoven-Furor zu setzen oder auf die himmlischen Längen Anton Bruckners zu verweisen. Philippe Jordan vertraut als Chef der Wiener Symphoniker auf fetzige Artikulationsschärfe, straffe Tempi und luftige Transparenz. Die Punktierungen in der Großen C-Dur-Sinfonie kommen wirklich pointiert, das Liedhafte im Andante tänzerisch belebt, der überschwängliche Gestus des Finalallegros himmelhochjauchzend an der Grenze zum Manischen. Die h-Moll-Welt der Unvollendeten dann geht Jordan aufgehellt und aufgeraut an, die Konflikte werden in Tiefenschärfe ausgeleuchtet, das Dialogische der modernen Instrumentierung in vitalem Miteinander ausmusiziert. Klar: Dieser Schubert ist Beethovens Erbe.
CD-Rezension Philippe Jordan
Beethovens Erbe
Philippe Jordan setzt mit den Wiener Symphonikern bei Schuberts späten Sinfonien auf fetzige Artikulationsschärfe
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Philippe Jordan, Jahrgang 1974, sang als Kind bei den Zürcher Sängerknaben und lernte in jungen Jahren das Violin- und Klavierspiel. In seiner Heimstadt Zürich studierte er zunächst Klavierpädagogik und später Musiktheorie und Komposition bei Hans Ulrich Lehmann. Nach einer ersten Assistenz bei…
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Die Wiener Symphoniker sind ein Klangkörper mit großer und langer Tradition. Regelmäßig treten die Musiker in den beiden Konzertsälen der Stadt Wien auf und haben in ihren eigenen Abonnements-Zyklen ein treues Publikum. Zudem stellt das Orchester seit 1946 allsommerlich das „Orchestra in…
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