Was kann neben einem fast einstündigen Schwergewicht wie Olivier Messiaens Visions de l’Amen für zwei Klaviere auf einem Album noch bestehen? Tamara Stefanovich und Pierre-Laurent Aimard haben mit kurzen Solostücken von Enescu, Knussen und Birtwistle, die von Glockenklang inspiriert sind, eine kluge Auswahl getroffen. Stefanovich und Aimard, beide mit enormer Expertise für das 20. und 21. Jahrhundert, interpretieren Messiaens siebenteiligen pianistischen Kosmos aus Kanons, Akkord-Kaskaden, Vogelstimmen, komplexen Rhythmen, Glockenwiderhall und Klangwolken mit nie nachlassender dramatischer Spannkraft. Geschliffene Linienführung, perkussive Wucht und nuancierte Feinarbeit ergeben tatsächlich eine mystische Aura. Das Ganze mit größter Kontrolle der Spieltechnik, mit rhythmischer Präzision im Zusammenspiel und vielfachen Abstufungen in Dynamik und Artikulation. Das gelingt auch bei den übrigen Werken. Faszinierend von Anfang bis Ende.
Visions
Messiaen: Visions de l’Amen, Enescu: Carillon Nocturne, Knussen: Prayer Bell Sketch op. 29, Birtwistle: Clock IV
Pierre-Laurent Aimard & Tamara Stefanovich (Klavier)
Pentatone