Überraschend rau und körnig klingen gleich die ersten Akkorde von Claude Debussys berühmtem Streichquartett. Melodien blühen farbenprächtig auf, einzelne Gesten treten kräftig hervor, aber zwischendurch droht immer mal Erstarrung, ja sogar Zusammenbruch. Dass wir es hier mit zukunftsweisender Moderne zu tun haben, stellt das Quartet Gerhard aus Barcelona in seiner Interpretation überzeugend klar. Impressionistische oder gar romantische Klischees interessieren das Ensemble nicht. Und das ist gut so. Auch die Flamencoanklänge des zweiten Satzes kommen eher als kubistisches Bild daher statt als touristische Postkarte. So analytisch und scharfsinnig, gleichzeitig sehnsuchtsvoll und leidenschaftlich geht es weiter. Kombiniert wird dieser Debussy mit einem Stück des Spaniers Ramón Humet von 2020. Hier faltet sich der Tonraum mit spektralen Obertonakkorden vielfach auf, schillernde Klangflächen haben konturierte Ausbuchtungen. Auch damit überzeugt das Quartet Gerhard.
Ad Astra
Debussy: Streichquartett g-Moll op. 10, Humet: I fa l’aire visible
Quartet Gerhard
Klarthe