Franz Schubert fiel es bekanntlich schwer, in Wien Land zu gewinnen angesichts des Erfolgs des Vorläufers Beethoven. Warum also im Beethoven-Jahr nicht den Blick auf den „Verlierer“ von damals werfen? Und zwar mit zwei frühen Sinfonien, die sowieso lange nicht ernst genommen wurden? René Jacobs mit seinem B’Rock Orchestra durchleuchten Schubert mit ihrer Erfahrung in der musikalischen Rhetorik der Alten Musik. Auf diese Weise treten die einzelnen Charaktere, stilisierte Vogelgesänge, Tänze, kleine Fanfaren, Lied-, Arienanklänge, Gewitter, plastisch hervor. Ehrensache, dass Härten und Scharfkantiges in dieser Musik herausgearbeitet und nicht zugekleistert werden. Der Gewinn: Alles gerät prall und farbintensiv. Gefahr der Zerfaserung? Ein gemeinsamer Sog fängt dies auf. Vor allem wird auf die rhythmische Kraft Schuberts gesetzt und nicht, wie sonst so oft, bloß auf die Sanglichkeit. Eigenwillig? Zweifelsohne! Aber es öffnet die Ohren.
Schubert: Sinfonien Nr. 2 B-Dur & Nr. 3 D-Dur
B’Rock Orchestra, René Jacobs (Leitung)
Pentatone