Allzu oft erklingen die Finalspitzen von Strauss-Liedern mit opernhaftem Aplomb. Subtiler gewichtet die französische Sopranistin Sabine Devieilhe in dieser Suite aus Mozart- und Strauss-Kleinodien. Sie widmet jeder Silbe eine Aufmerksamkeit, die leicht bleibt und nicht schwer wird. Die bravouröse Schlusspose widerstrebt ihr. Dafür lässt Devieilhe sich von Strauss‘ koloristischen Miniaturen einfangen und trifft deren fein-melancholischen Adel wie in „Allerseelen“ mustergültig. „Morgen!“ erklingt in der innigen Version mit Violine. Devieilhes Strauss-Interpretationen geraten weitaus überzeugender als die in ihrer Haltung zwischen Doppelsinn, Verspieltheit und ernstem Hintergrund generell heiklen Mozart-Lieder. Mathieu Pordoy nimmt Strauss etwas von der ekstatischen Fülle und Wucht. Mozart und Strauss sind bei ihm Brüder, deren Altersunterschied von über hundert Jahren hier fast unhörbar ist.
Werke von Mozart & R. Strauss
Sabine Devieilhe (Sopran), Mathieu Pordoy (Klavier), Vilde Frang (Klavier)
Erato