Der Concentus Musicus Wien ohne Nikolaus Harnoncourt? Das geht. Gut sogar. Die erste CD mit dem neuen Leiter Stefan Gottfried und Bariton Florian Boesch jedenfalls könnte der Beginn einer spannenden Entwicklung werden, betritt sie doch gleich mehrfach Neuland. Der Concentus hatte bislang noch kein Hauptwerk Schuberts veröffentlicht. Nun wurde gleich die h-Moll-Sinfonie ausgewählt. Neuland zwei: Der Concentus präsentiert die von Benjamin Gunnar Cohrs eingerichtete viersätzige Fassung, mit vervollständigtem Scherzo und als Finale die erste Zwischenaktmusik aus „Rosamunde“. Ob diese Version die Diskussion um die sogenannte „Unvollendete“ neu beflügelt, wird sich zeigen. Kaum infrage steht die musikalische Qualität der Aufführung: Leuchtende Bläserfarben, höchste Transparenz, eine große dynamische Bandbreite und weite Spannungsbögen zeigen, dass der Concentus auch unter Stefan Gottfried höchstes Niveau erreichen kann. Ergänzt wird die nun 43 Minuten lange Sinfonie um ausgewählte Lieder in Instrumentierungen von Brahms und Anton Webern. Die Frage, wie sinnvoll „Originalinstrumente“ bei Webern sind, ist berechtigt, spielt aber kaum noch eine Rolle, wenn man das klangliche Ergebnis hört. Gemeinsam mit dem sich grandios einfügenden Bariton Florian Boesch zeigen sich hier Schubert und der Concentus von ihrer besten Seite.
Schubert: Sinfonie Nr. 7 & Lieder
Florian Boesch (Bariton), Concentus Musicus Wien, Stefan Gottfried (Leitung)
Aparte