Bei Georges Aperghis’ „14 Récitations“ ist die Sopran-Stimme so nackt wie in der Rosenarie aus Mozarts „Figaro“. Die erste Gesamtaufführung des 1977/78 entstandenen 55-Minuten-Zyklus ohne Begleitinstrument gab es erst 2001 bei Wien Modern mit Donatienne Michel-Dansac. Stephanie Lamprea, die Sängerin der Neueinspielung, ist auf Neue Musik in One-Woman-Shows spezialisiert. Seit 2017 singt sie die „14 Récitations“ und betrachtet diese Leistung als ihr gemäße Herausforderung im Gegensatz zu den Partien-Stereotypen des traditionellen Musiktheaters. „Ein Ton ist ein Ton ist ein Ton“ gilt nur für herkömmliche Klangerzeugung auf Instrumenten. Lamprea aber begibt sich aufs hochvirtuose Glatteis aus Flüstern, Pfeifen, Atmen, Zischen, Schreien und (wenigen) gesungenen Tönen. Ihre Parforce-Tour wird zum sportiven Vokalabenteuer von imponierenden Ausmaßen.
Aperghis: 14 Récitations
Stephanie Lamprea (Sopran)
New Focus