Echte Entdeckungen sind rar auf dem CD-Markt. Die Gustav- und Alma-Mahler- Transkriptionen für Chor a cappella, die Clytus Gottwald angefertigt und das SWR-Vokalensemble kongenial aufgenommen hat, gehören zweifellos dazu. Denn es gelingt Gottwald nicht nur, den Klavier- bzw. Orchesterliedern sowie dem Adagietto aus der 5. Sinfonie einen überzeugenden Chorklang auf den Leib zu schneidern. Er entdeckt auch manche in ihnen verborgene Tiefen: Im Trauermarsch von „Urlicht“ zum Beispiel einen Choral, und mit dem Eichendorff-Gedicht, das er dem Adagietto unterlegt, findet er nicht weniger als den passenden Inhalt für diese Liebeserklärung Mahlers an seine Frau. Denn er nimmt es nicht einfach als Liebeslied, sondern als fiktiven Rückblick auf ein gemeinsames Leben durch Freude und Krisen, was perfekt zu dem ja auch wehmütigen Ton des Stücks passt. Nicht nur Chorfans können in insgesamt zehn Ersteinspielungen einen spätromantischen Chor-Klang erleben, wie es ihn vorher nicht gab. Und das Vokalensemble Stuttgart glänzt gerade auch dann, wenn die „instrumentalen“ Anforderungen an die Stimmen besonders hoch werden.