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Rezension Tatjana Ruhland – Müller: Flötenkonzerte

Unbekannte Flötenklänge

Elegant und charmant interpretieren Tatjana Ruhland und das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim drei Flötenkonzerte von August Eberhard Müller.

vonJulia Hellmig,

Nicht alles, was nach Mozart klingt, ist auch immer Mozart. Wie im Falle von August Eberhard Müller (1767–1817), der ein großer Verehrer des Salzburger Maestros war. Obwohl sein musikalisches Œuvre lediglich 41 Veröffentlichungen umfasst, sind elf Werke davon Flötenkonzerte. Elegant und charmant interpretiert Tatjana Ruhland drei seiner Konzerte, in denen diese Mozart-Verehrung besonders zum Ausdruck kommt. Das erste Flötenkonzert ist erfüllt von Leichtigkeit, die die Solo-Flötistin des SWR Symphonieorchesters ebenso mühelos zum Ausdruck bringt. Tänzerisch und voller Esprit ist das dritte Flötenkonzert. Hier zeigt sich besonders die Qualität des Südwestdeutschen Kammerorchesters Pforzheim unter der Leitung ihres Chefdirigenten Timo Handschuh: Sensibel, präzise und gleichzeitig voller Spannung agiert es stets harmonisch mit der Solistin und arbeitet die Feinheiten in Müllers Werk spielerisch heraus.

Raffinierte Wendungen

Von vielen seiner Zeitgenossen wurde der Komponist sehr geschätzt und von der Presse gefeiert. Zudem bekleidete er renommierte Ämter, etwa als Hofkapellmeister in Weimar oder als vierter Nachfolger von Johann Sebastian Bach als Thomaskantor zu Leipzig. In dieser Funktion hegte er sogar ehrgeizige Pläne, indem er beispielsweise für den Umbau der Thomaskantor-Aula in einen kleinen Konzertsaal sorgte. Von nun an konnten die Thomasschüler regelmäßig eigene Konzerte geben. Hier erklangen Bachs Kantaten zum ersten Mal außerhalb der Kirche – eine Pionierleistung. Voller Esprit ist das zehnte Flötenkonzert, das mehr als ein Jahrzehnt nach dem Flötenkonzert Nr. 3 entstand und manche Überraschung bereithält. So variiert im zweiten Satz die Melodie der britischen Nationalhymne und im dritten Satz verblüfft Müller seine Zuhörer immer wieder mit raffinierten melodischen Wendungen. Tatjana Ruhland, die 2018 mit einem OPUS KLASSIK ausgezeichnet wurde, weiß diese Raffinessen für sich zu nutzen und reagiert im richtigen Moment differenziert und fein nuanciert. Auch Musikliebhaber ohne besondere Affinität zur Flöte werden an diesem rundum gelungenen Album ihre Freude haben. Das gewohnt detailreiche Booklet hält interessante Informationen über die Werke sowie den Komponisten bereit, von dem es hoffentlich noch einiges zu entdecken geben wird.

Tatjana Ruhland
© Marco Borggreve

August Eberhard Müller: Flötenkonzerte Nr. 1 G-Dur op. 6, Nr. 3 D-Dur op. 10 & Nr. 10 G-Dur op. 30

Tatjana Ruhland (Flöte), Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim, Timo Handschuh (Leitung)
cpo

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