Eigentlich ist dieses Arrangement eine Fantasie, da bei ihr ein größerer eigenschöpferischer Anteil des Bearbeiters legitim ist. Deshalb zeigt Andreas Höricht, der das Original mit neuen Teilen nach motivischem Material von Schubert ergänzte, nicht allzu großen Respekt. So klingen Sätze wie „Gefrorne Tränen“ harsch und mit angerauter Distanz. Durch die neu entstandenen Intermezzi zwischen den zwölf Liedern der nur fünfzig Minuten dauernden Adaption des Voyager Quartet wird die Reise im stetigen musikalischen Fortschreiten fast so eindringlich wie durch die Gedichte Wilhelm Müllers. Die Niedergeschlagenheit übermittelt sich stark, weil die Musiker keinen Versuch unternehmen, die Hörer zu überwältigen. Erstaunlich ist an den kompositorischen Erweiterungen, dass ihnen nichts Gekünsteltes anhaftet und das Voyager Quartet seine Adaption mit einem bescheidenen, maßvollen Ernst spielt. Das faszinierende Dissonanzen-Reservoir Schuberts wird also nicht erst am Ende beim „Leiermann“ vernehmbar. Das Dehnen, das Ersterben, das Zögern haben deshalb in dieser instrumentalen Fassung Gewicht, Ausdruck und kaltes Melos.
Schubert: Winterreise
Voyager Quartet
Solo Musica
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