„Wann wird die Zeit kommen, wo Du nackt an meinem Leib liegst?“ – Nur vier Monate nach ihrer ersten Begegnung heiraten Gustav und Alma Mahler. Die überraschende Eheschließung sorgt für kritische Stimmen in beider Umfeld. So schreibt etwa Dirigent Bruno Walter: „Er ist 41 und sie 22, sie eine gefeierte Schönheit, gewöhnt an ein glänzendes gesellschaftliches Leben, er so weltfern und einsamkeitsliebend; und so könnte man noch eine Menge von Bedenken anführen“. Jene Bedenken waren leider begründet. Schwieriger und turbulenter – „toxischer“, wie es heute heißt – hätte die Beziehung kaum sein können. So war auch obiges Eingangszitat aus einem Brief Almas leider nicht an ihren Gatten gerichtet, sondern an Walter Gropius, mit dem sie eine Affäre pflegte. Ergänzt mit Musik, verlesen Corinna Harfouch und Peter Lohmeyer nun Briefe des unglücklichen Paares sowie aus deren prominenten Bekanntenkreis und erschaffen so ein musikalisch-literarisches Kaleidoskop rund um die berühmte Künstlerehe.
André Sperber