Ob von glücklicher Erfüllung getragen oder von schmerzvoller Ablehnung zerrissen, die Liebe hat so manch einen Komponisten dazu bewogen, seine Gefühlswelt musikalisch zu verarbeiten und der Angebeteten ein klangliches Denkmal zu setzen. Béla Bartók etwa verliebte sich 1907 in die junge Geigerin Stefi Geyer und schrieb unter dem Einfluss gemeinsamer Sommertage binnen weniger Wochen sein erstes Violinkonzert. In dessen Kopfsatz zeichnete Bartók ein leidenschaftliches Porträt – ein „idealisiertes Bild“, so der Komponist später – der Herzensdame. Die bittere Ironie: Nur wenige Tage nach Vollendung der Partitur trennte sich Geyer von Bartók, und das Konzert verschwand in der Versenkung. Erst nach dem Tod der beiden, im Mai 1958, wurde es uraufgeführt. Im Wiesbadener Kurhaus übernimmt Antje Weithaas den mal hingebungs-, mal humorvollen Solopart des zweisätzigen Konzerts. Dem gegenüber steht Felix Mendelssohns dritte Sinfonie. Erste Inspirationen für das in seinem Charakter durchaus liedhafte Werk fand der Komponist auf einer Reise als junger Erwachsener durch die schottischen Highlands.
Jan Maier