Es mag eine Ironie der Kulturgeschichte sein, dass der Fauststoff in dramatischer, poetischer, sinfonischer und kammermusikalischer Hinsicht großenteils von deutschen Künstlern behandelt wurde und allein die allbekannten Opern aus der Feder französischer oder italienischer Komponisten stammen. Freilich hat ein Johann Ignaz Walter, hat ein Louis Spohr, hat ein Albert Lortzing sich an die Sage gewagt, und das durchaus mit Erfolg und künstlerisch vortrefflichen Ergebnissen. Allein es ist Hector Berlioz, Charles Gounod und eben Arrigo Boito vorbehalten, mit ihrer Version des Faust-/Gretchen-/Mephisto-Stoffs auf den großen Opernbühnen der Welt vertreten zu sein. Nicht ganz zu Unrecht, denn beispielsweise Arrigo Boitos „Mefistofele“, der nun seine Premiere in Hannover feiert, ist eine so aberwitzige wie eingängige Mischung aus italienischer Oper und Wagners Klangkosmos (dass diese Mischung harmoniert: musikalische Alchimie!), aus himmlischen Sphärenklängen und höllischen Kakofonien. Ein sündhafter Spaß, der dennoch der philosophischen und theologischen Schwere den nötigen Tribut zollt.
Boito: Mefistofele
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