Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes“, mit diesen bekannten Worten segnet Jesus die Allerjüngsten. Georg Friedrich Händel sorgte mit seinem „Messiah“ dafür, dass umgekehrt Jesus zu den Kindern kam. 1742 in der Dubliner St. Patrick’s Cathedral mit durchschlagendem Erfolg uraufgeführt, stieß das Oratorium in den Londoner Theatern auf wenig Gegenliebe. Die Worte der Bibel an einem profanen Aufführungsort zur Abendunterhaltung darzubieten, galt als blasphemisch. Da kam der Komponist auf den Einfall, seinen „Messiah“ nach Ostern im Jahr 1750 in der Kapelle des Foundling Hospitals aufzuführen, einem Londoner Waisenhaus, in dessen Beirat Händel Mitglied war, einige Zeit sogar als dessen Vorsitzender. Das Benefizkonzert fand großen Anklang, wurde jährlich wiederholt und war bald – mit dem König als Gast – ein Höhepunkt im Gesellschaftsleben der englischen Metropole. Die Waisenkinder profitierten von den Einnahmen noch über Händels Tod hinaus: Er vermachte der karitativen Einrichtung die Aufführungsrechte an dem Werk.
Sören Ingwersen
