Unter der Hand eines Meisters wie Georg Friedrich Händel kann selbst ein Baum zum Objekt herzzerreißender Liebesbeteuerungen werden. Wenn der Perserkönig Xerxes in Händels gleichnamiger Oper die Platane, die ihm Schatten spendet, mit der berühmten Sopranarie „Ombra mai fu“ besingt, hisst der Countertenor damit zugleich seine Fahne auf einem Gipfel barocker Opernkunst. In Oldenburg schlüpft Maayan Licht in die Rolle des launischen Alleinherrschers, der sich mal wie eine Furie aufspielt, dann wieder in Sentimentalität zerfließt und damit einen affektgeladenen Balanceakt zwischen Farce und Tragödie vollführt – der im Uraufführungsjahr 1738 beim Publikum noch nicht verfing.
Sören Ingwersen