Jeden Tag erscheint die ehemalige Geisha Hanako am Bahnhof. Sie hofft sehnsüchtig auf die Rückkehr ihres Geliebten Yoshio, der seit drei Jahren verschwunden ist, und kehrt jeden Abend enttäuscht wieder zurück ins Haus der Malerin Jitsuko, bei der sie wohnt und die für sie sorgt. Der „Fall“ erregt Aufsehen, sogar die Zeitungen berichten darüber. Nur Jitsuko hofft insgeheim, dass Yoshio niemals am Bahnhof ankommen wird, denn auch sie liebt die junge Frau. Als der Mann eines Tages doch eintrifft, kommt es zu einem erbitterten Kampf.
Mit seiner zweiten Oper „Hanjo“ aus dem Jahr 2004 adaptierte der japanische Komponist Toshi Hosokawa ein Stück des Dichters Yukio Mishima aus den 1950er-Jahren, das seinerseits auf ein Werk des traditionellen Nō-Theaters aus dem 14. Jahrhundert zurückgeht. Mit lyrisch-intensiver Musik und schwebenden, kreisenden Klängen zwischen westlicher Avantgarde und traditionellem japanischen Stil erzählt „Hanjo“ vom Willen zur Liebe und vom Zustand des Wartens, der mehr und mehr zum eigentlichen Lebensinhalt wird und damit jeden Ausblick auf eine Änderung verbaut. (SI)