Es ist ein ganz besonderes Fundstück, mit dem Regisseur Dirk Schmeding, erstmals am Theater Osnabrück zu Gast ist: Die Oper „Guercœur“ des französischen Spätromantikers Albéric Magnard. Um die vorletzte Jahrhundertwende komponiert, gingen zwei Akte des Werks 1914 verloren, als das Haus des Komponisten von deutschen Soldaten in Brand gesetzt wurde. Auch Magnard selbst kam in den Flammen um.
Sein Freund Guy Ropartz jedoch hatte die Oper sechs Jahre zuvor dirigiert und rekonstruierte die verlorenen Stellen aus dem Gedächtnis, so dass das Stück um den mittelalterlichen Herrscher Guercœur, der bei der Verteidigung seiner Stadt das Leben verliert und im Himmel darum bittet, wieder auf die Erde zurückkehren zu dürfen, um seine Untertanen zu beschützen, heute noch aufgeführt werden kann. Wieder unter den Lebenden stellt Guercœur schockiert fest, dass seine ehemalige Frau Giselle inzwischen die Geliebte seines besten Freundes Heurtal ist, der sich durch diese Verbindung zum Despoten aufschwingen will. Vergeblich versucht Guercœur, das Volk von den niederen Absichten Heurtals zu überzeugen.
(Sören Ingwersen)