Viele, insbesondere junge Menschen fühlen sich bedroht durch Kriege, Klimawandel, autokratische Regime – oder vorgeschriebene Geschlechterrollen. Entspringt die (Pop-)Kultur des schönen Scheins – des Harmlosen und Niedlichen –, der Suche nach einem Gegenmittel gegen diese erdrückenden Wirklichkeiten? Schon länger beschäftigt sich der junge Komponist Clemens K. Thomas mit der gesellschaftlichen Entwicklung von Kitsch und Cuteness, die in Form von Comic-Figuren und deren menschlichen Klonen zum Exportschlager ostasiatischer Kulturen wurden.
So erzählt seine erste abendfüllende Oper „Dollhouse“ von der Oberflächlichkeit des Äußerlichen, der Bedeutung des Körperlichen und künstlichen Inszenierungen in sozialen Netzwerken. Puppen erwachen zum Leben, transportieren und festigen stereotype Geschlechterrollen, spielen aber auch mit Ambivalenzen und Uneindeutigkeiten und zeugen damit von einer Kraft des „Empowerments“. Auch musikalisch greift Thomas das spielerische Element auf, in dem er Instrumente wie das Kinderklavier oder die Spieluhr in seine Musik mit einbezieht.
Sören Ingwersen