Dramen von Friedrich Schiller, Romane von Victor Hugo und Alexandre Dumas: Giuseppe Verdi bevorzugte Weltliteratur als Sujet für seine Opern. Auch vertonte er drei Bühnenstücke von William Shakespeare – ein geplanter, aber nie verwirklichter „König Lear“ nicht mitgerechnet. „Macbeth“, die erste Shakespeare-Oper, war teilweise noch dem Geist des ausklingenden Belcantos verpflichtet und zugleich eine musikalische Huldigung der Schauerromantik, wovon die prophetischen Hexenszenen, Geistererscheinungen, aber auch die herzlose Machtgier der Protagonisten zeugen. Verdi, der sich von der Ästhetik seiner Vorgänger Rossini und Bellini absetzen wollte, war fasziniert von diesem Drama, das zudem keine Liebesgeschichte enthält.
Patrick Erb