„Wir gleichen dem namelosen Wanderer. Wir wandern nicht mehr, um anzukommen, wir sind unterwegs in einer frostigen, auskühlenden Welt.“ Tief beeindruckt von Franz Schuberts „Winterreise“ veröffentlichte Peter Härtling bereits 1988 den Roman „Der Wanderer“, indem er mit diesen Zeilen Bezug auf den Liederzyklus nahm. Vier Jahre später erschien dann der Roman über den Komponisten, den er schlicht „Schubert“ nannte. In diesem Buch nimmt Peter Härtling mehr die Rolle eines Biografen ein als eines belletristischen Erzählers und nimmt den Leser mit auf die Reise durch Schuberts letztlich als tragisch zu bezeichnendes Leben.
1797 geboren, wuchs Schubert als dreizehntes von sechzehn Kindern auf. Früh sang er als Sängerknabe in der Wiener Hofmusikkapelle und interessierte sich für die Musik von Haydn und Mozart und für das Komponieren eigener Werke. So schuf er trotz seines frühen Todes ein vielfältiges Œuvre mit über 600 Liedern, Sinfonien, Kammermusik- und Chorwerken. 1828 erlag Schubert mit nur 31 Jahren dem Leiden einer nicht geheilten Syphilis.
Als wäre Härtling bei allen Stationen Schuberts dabei gewesen
„Schubert“ ist eine Hommage an das Leben und Wirken des großen Komponisten, porträtiert von einem Schriftsteller, der in seinem Fach mindestens genauso viel geleistet hat. Da überrascht es nicht, dass Härtling ab und zu in die Rolle des Ich-Erzählers verfällt und dadurch die Identifikation mit der Hauptfigur steigert. Überhaupt erweckt der Roman das Gefühl, Härtling sei bei allen Stationen Schuberts dabei gewesen. Vor allem aber zeigt er Schubert einerseits als das Genie, das er war, gibt aber auch den Schattenseiten und unglücklichen Liebschaften Raum.