In seiner Ouvertüre zu den Gesprächen Nikolaus Bachlers mit fünfzehn Regie-Persönlichkeiten, die seine 13-jährige Intendanz an der Bayerischen Staatsoper München mit mehr oder weniger Fortune befeuerten, hat Albert Ostermaier Unrecht. Denn dieses Buch ist gewiss keine Oper, sondern allenfalls eine Wortoper. Weniger mit Esprit als mit kenntnisreicher Geistes- und Erinnerungsschwere gelingt es Bachler, seinen Gesprächspartnern Essentielles von sich und ihren kreativen Welten zu entlocken. Gefühle und Sachargumente zur Zeitgeschichte halten sich die Waage. Andreas Kriegenburg hofft, dass sich Abstürze in Grenzen halten. Romeo Castellucci befindet sich im polaren Spannungsfeld von Teamplayer (Selbstwahrnehmung) und Hartnäckigkeit, so Bachler. Die Inhalte rühren bis zu fünf Jahrzehnte tief in der Vergangenheit. So merkt man das Alter einiger der hier vorgestellten und noch immer aktiven Regie-Piraten: Hans Neuenfels erinnert sich daran, wie er an der Oper Frankfurt mit Michael Gielen seine Regie-Impulse aus der Musik nahm und nicht aus den Libretti.
Spiegel einer multikulturellen globalen Gesellschaft
Die Dialoge haben Savoir-vivre und sind fast dramatisch strukturiert. Immer wieder will Bachler den entscheidenden Unterschied zwischen Sprech- und Musiktheater benennen. Es liegt auch an seinen offenen Fragen, dass psychische und soziologische Themen mitunter mehr Gewicht haben als die Regiearbeiten. Es geht gleichermaßen um das, was Musiktheater emotional auslösen soll, und um Ausdrucksmittel, durch die Oper zum Spiegel einer multikulturellen globalen Gesellschaft wird.