Er ging nach Wien und kehrte nie wieder nach Bonn zurück – obwohl er sich so sehr nach seiner Heimatstadt sehnte. Er schlug sich mit intriganten Theaterdirektoren herum, um seine Werke öffentlich aufführen zu können. Und geriet in Wut über Auftraggeber, die Änderungswünsche an seinen Kompositionen anmeldeten. Ludwig van Beethovens Lebensweg war mit etlichen Stolpersteinen gepflastert. Die längste Strecke darauf legte er mit einer schweren körperlichen Einschränkung zurück: seiner zunehmenden Hörschwäche.
All dies ist nachzulesen in der Beethoven-Biografie des belgischen Musikwissenschaftlers und Dirigenten Jan Caeyers, die sich nach ihrem Erscheinen im Jahr 2009 schnell zu einem Standardwerk gemausert hat und die pünktlich zum 250. Geburtstag des Komponisten in einer vollständig neu bearbeiteten und aktualisierten Sonderausgabe aufgelegt wurde. Caeyers betrachtet Beethovens Leben im Spiegel der großen historischen Umwälzungen, die die Napoleonischen Kriege mit sich brachten. Zugleich dringt der Autor mit psychologischen Gespür in jenen gesellschaftlichen Mikrokosmos ein, der Beethovens Alltag bestimmte.
Weitsichtige Plausibilitätskontrollen
Die vielen Lücken in der Überlieferung – etwa die Liebschaften betreffend – füllt Caeyers mit Mutmaßungen, die stets einer weitsichtigen Plausibilitätskontrolle unterzogen werden. Nahtlos fügen sich die auch für Laien gut verständlichen Beschreibungen von Beethovens musikalischer Entwicklung ein. Eine wunderbar lebendige Schilderung von Leben und Wirken des großen Komponisten, die niemals ins Theoretisieren abdriftet.